Die Feuerwehren der Stadt Flörsheim am Main boten einer Gruppe an Atemschutzgeräteträgern ein Realbrandbekämpfungsseminar bei I.F.R.T. (International Fire & Rescue Training) an. 18 Atemschutzgeräteträgerinnen und Atemschutzgeräteträger übten am Trainingsstandort Külsheim im fränkischen Nordosten Baden-Württembergs einen Tag lang Brandphänomene und deren Brandbekämpfung im Innenangriff, Erkennung von Temperaturverteilung bei Zimmerbränden, Rauchgaskühlung und Umgang mit der Gefahr von Wasserdampf, hydraulische Ventilation und Strahlrohrtraining.

Rauchausbreitung und Durchzündung von Pyrolysegasen

Die erste praktische Übung unter Atemschutz galt dem Lernziel, die Rauchausbreitung und Temperaturverteilung im Innenangriff sowie Brandrauch mit Pyrolysegasen und deren Entzündbarkeit zu verstehen. Nach der Entzündung eines brennbaren Stoffes leitet die Wärmestrahlung des Feuers eine thermische Zersetzung der umliegenden brennbaren Stoffe ein. Dieser Prozess wird als Pyrolyse bezeichnet, die entstehenden Gase als Pyrolysegase. Diese sind im Brandfall zündfähig, was wir in der ersten Übung lernen konnten.

Hitze und Rauchgase steigen nach oben. In der Brandsimulation wurde ein Entstehungsbrand gezeigt, der bis zum Vollbrand beobachtetet wurde. Im Innenraum war die thermischen Wärmebelastung sehr hoch, auch der Brandrauch wurde immer dichter und nahm die Sicht. Die Gruppe testete die Sicht- und Temperaturbedingungen mit und ohne Handschuhe, im Sitzen und im Stehen. Die Schutzwirkung der persönlichen Schutzausrüstung für Brandeinsätze ist hoch, trotzdem war die Wärmestrahlung extrem.

In diesem Abschnitt übten wir das Verhalten bei Rauchgasdurchzündungen. Dazu wurde die Brandkammer geschlossen und nach einer kurzen Wartezeit durch das Öffnen der Brandkammer Sauerstoff zugeführt. Die Rauchgase entzündeten sich und breiteten sich wellenartig an der Decke entlang aus. Im Innenangriff können die Einsatzkräfte diese Durchzündung unterbinden. Die Rauchgase/Pyrolysegase können mit der Wärmebildkamera auf Temperatur geprüft werden und im gefährlichen Bereich vor Zündtemperatur mit dem Hohlstrahlrohr in kreisförmigen Bewegungen mit Vollstrahl abgekühlt werden. Von dem Gebrauch eines Sprühlstrahls wurde abgeraten, weil die Reichweite gering ist und die Gefahr von Wasserdampf für die Einsatzkräfte sehr hoch ist. Wasserdampf steigt an die Decke, drückt den Brandrauch und die Pyrolysegase weiter nach unten, was zum einen die Sicht nimmt und die Gefahr bei einer Durchzündung deutlich erhöht. Das Video hier veranschaulicht diesen Effekt:

In den darauf folgenden Übungsdurchgängen wurden die Unter- und Überdruckzonen des Brandrauches und der Rauchgase erläutert, ebenso die Wirkung von Wasserdampf als Gefahr für die Einsatzkräfte und wie diese reduziert werden kann. Über den ganzen Tag hinweg wurden bei sonnigem Wetter mindestens vier Durchgänge unter Atemschutz durchgeführt.

taktische Einheit im Innenangriff

Der letzte Durchgang war eine simulierte Einsatzsituation eines Wohnungsbrands mit einem Trupp im Innenangriff. Truppweise gingen die Einsatzkräfte bei dieser Übung mit einem Strahlrohr in den Innenangriff vor. Hierbei wurde durch die Ausbilder der Weg von der Türöffnung über das Schlauchmanagement, die hydraulische Ventilation einer Entrauchung eines Zwischenraumes über die Abkühlung von Pyrolysegasen im Brandrauch, der Umgang mit der Wärmebildkamera im Innenangriff zur Erkennung von Temperaturverteilung bis hin zum Löschangriff mit Schaffung einer Abluftöffnung das typische Szenario eines Innenangriffs als taktische Einheit geübt und im Nachgang im Detail truppweise besprochen.

Das Feedback über den Lernerfolg war äußerst positiv. Die Praxisorientierung mit dem Trainerteam aus sehr erfahrenen Feuerwehrkräften gab allen 18 Teilnehmern aus Flörsheim wertvolle und wichtige Erkenntnisse an die Hand, die wir in die Standortausbildung weitertragen werden. Gut investierte Zeit und Energie in die Ausbildung der Einsatzkräfte der Feuerwehr Flörsheim am Main.

Die Feuerwehren der Stadt Flörsheim am Main bedanken sich bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern sowie den Ausbildern der I.F.R.T. für den interessanten, anstrengenden und lehrreichen Tag.

Bilder des Trainings